Sporthalle Riedenberg

Neubau
Sporthalle Riedenberg
BauherrLandeshauptstadt Stuttgart
ProjektleitungHochbauamt Landeshauptstadt Stuttgart
Beteiligung Wolfgang Giermannxxx
Architektur und BauleitungCheret Jozic Architekten BDA DWB
Zeitraum2000-2010
Fertigstellung2018
TextProfessor Peter Cheret

Der Neubau der Zweifeldhalle in Stuttgart Riedenberg wurde zum Schuljahresbeginn 2018 fertiggestellt und wird künftig von den drei in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Schulen und darüber hinaus vom Vereinssport genutzt. Sie genügt den Wettkampfanforderungen an Ballsportarten und ist um zwei Meter breiter als die standardisierte Hallengröße. 

Auf dem östlich angrenzenden Grundstück befindet sich die Tennisanlage des SV Sillenbuch, Eine ebenerdig platzierte Halle hatte einige Spielfelder verschüttet. Außerdem hätte eine veränderte, ungünstige Akustik den regulären Spielbetrieb erheblich gestört. Das Niveau des Hallenbodens ist daher um etwa drei Meter abgesenkt und das gesamte Gebäudevolumen durch geneigte Dachformen ausdifferenziert, sodass die Beeinträchtigungen der Tennisanlage auf ein Minimum reduziert ist. 

Der ebenso konstruktiv wie auch gestalterisch wirksamste Teil der neuen Sporthalle ist das weitgespannte Dachtragwerk. Leicht gekippte Fachwerkträger mit diagonalen Druckstreben sind jeweils am Ober- und am Untergurt mittels Holzrippendecken gekoppelt. Das somit erzeugte Sheddach versorgt mit seinen nach Norden ausgerichteten Oberlichtern den Hallenraum mit gleichmäßigem und blendfreiem Tageslicht.

Sporthalle Riedenberg
Sporthalle Riedenberg

Die Fachwerkträger sind in BauBuche realisiert. Dieser neuentwickelte Holzwerkstoff befand sich zum Beginn der Planung noch auf dem Weg zur bauausichtwichen Zulassung. Der Einsatz von Laubholz ist aus forstwirtschaftlicher Sicht ein wichtiger Beitrag zur besseren Verwertung heimischer Hölzer und nicht zuletzt auch ein Beitrag zur Energiewende. 

Weil das Tragwerk in dieser Ausführung eines der ersten seiner Art ist und aufgrund des hohen Innovationsgrades wurde das Bauvorhaben aus EFRE*-Mitteln gefördert (*EFRE = Europäisches Programm für regionale Entwicklung, Förderung nach Begutachtung im Clusterbeirat Holz, Ministerium Ländlicher Raum)

Das einfache Baukonzept als vorgefertigte, hochgedämmte Holzbau-Elemente für Decken und Wandscheiben auf einer Betongründung ermöglichte eine kurze Bauzeit und wurde „schwebend“ an das vorhandene Geländegrün angeschlossen. Jedem Klassenraum ist ein überdachter Balkonbereich vorgelagert, um pädagogisch auch das „Klassenzimmer im Grünen“ zu nutzen und den Außenraum mit in das Lernkonzept zu integrieren. 

Sporthalle Riedenberg

Neben der neuartigen Verwendung im Tragwerk wurde der Holzwerkstoff BauBuche auch großflächig für die Ausführung der Prallschutzwände verwendet. 

Die Gebäudehülle wurde mit Holzwerkstoffplatten bekleidet, in den frei gewitterten Bereichen nach der Methode „Accoya“ acetylierte Dreischichtplatten. Der Plattenwerkstoff wurde in der Oberfläche gebürstet und deckend beschichtet. Die Anwendung der neuen Holzwerkstoffe ist auf dem Stand der Technik hoch innovativ. Der Neubau ist sowohl hinsichtlich der energetischen Standards als auch in der Robustheit der Details nachhaltig. 

Aufgrund des sehr knapp bemessenen Baugrundstücks musste auf ein Eingangsfoyer verzichtet werden. Stattdessen gelangt der Besucher über den mittig angeordneten Windfang auf die großzügig bemessene Galerie mit weitem Blick auf das Geschehen in der Halle und in den gegenüberliegenden Außenraum.

Von außen erscheint die neue Sporthalle durch das expressive Spiel der Dachformen, durch die Horizontale des Vordaches und nicht zuletzt durch die Farbgebung als prägnantes und unverwechselbares Bauwerk. Dasselbe kann für die Innenräume gelten: das gefaltete Dach bildet den oberen Abschluss der Raumschale, das Material der Fassade findet sich in derselben Oberflächenbehandlung und Farbigkeit als Bekleidung der Galeriewände und auch die Umkleiden sind mit Holz ausgekleidet. 

Sporthalle Riedenberg
Bilder aus der Entstehung